OAMARU BLUE PENGUIN COLONY

Oamaru, Neuseeland

Philippa Agnew, Oamaru Blue Penguin Colony (OBPC)

An der Südostküste der Südinsel Neuseelands liegt eine kleine Stadt namens Oamaru. In den 1860er-Jahren wurde an ihrem Rande ein Steinbruch errichtet. Das dort abgebaute Gestein wurde für den Bau des Hafens von Oamaru verwendet. Nach etwas mehr als hundert Jahren, in den frühen 1970er-Jahren, wurde der Steinbruch stillgelegt – und bald darauf begannen kleine Pinguine das Gelände zu besiedeln.

Die Pinguine waren ein kontroverses Thema in der Stadt. Der Bürgermeister und ein Teil des Stadtrats wollten, dass das Gelände als Industriegebiet erhalten bliebe, und die Pinguine wurden ausgezäunt. Glücklicherweise konnten die Einwohnerinnen und Einwohner von Oamaru den Stadtrat schliesslich doch noch davon überzeugen, den ehemaligen Steinbruch in ein geschütztes Brutgebiet für die Pinguine umzuwandeln, und 1992 wurde die Oamaru Blue Penguin Colony gegründet. Seitdem ist die Population auf mehrere hundert kleine Pinguine angewachsen. Heute ist Oamaru eine der grössten wissenschaftlich überwachten Pinguinkolonien Neuseelands. Hier hat Philippa Agnew, wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Oamaru Blue Penguin Colony, eine Kamera für Triggered by Motion installiert.

Zwergpinguine (Eudyptula minor) sind winzig: gerade einmal 30 Zentimeter werden sie gross. In der Kolonie studieren Forscherinnen und Forscher ihr Brutverhalten und den Einfluss von Umwelt- und anderen äusseren Faktoren auf die kleinen Tiere. Die Kamera von Triggered by Motion hat aber auch einige ihrer Artgenossen eingefangen. Hauskatzen (Felis catus), Kaninchen (Oryctolagus cuniculus) und Ratten (Rattus norvegicus) tauchen relativ häufig in den Aufnahmen auf. Sie wurden mit den ersten europäischen Siedlern vor vielen hundert Jahren nach Neuseeland gebracht. Einige dieser Säugetiere sind Raubtiere. Die Forscherinnen und Forscher in der Kolonie stellen Fallen auf, um die Pinguine vor ihnen zu schützen.

Auch Pelzrobben (Arctocephalus forsteri) wurden recht häufig beobachtet: Sie ruhen sich gerne auf den Felsen der Kolonie aus, obwohl es in der Nähe keine ansässigen Robbenpopulationen gibt. Früher war ihr Bestand grösser; bis Mitte des 20. Jahrhunderts aber betrieb man auf Neuseeland kommerzielle Robbenjagd, die viele Tiere das Leben kostete.

Der Bestand vieler einheimischer Arten in Neuseeland geht zurück. Deshalb besteht ein Anreiz, die Artenvielfalt und alle einheimischen Arten zu schützen. Die Zwergpinguine werden von der International Union for Conservation of Nature (IUCN) aufgrund ihrer weiten Verbreitung in Neuseeland und Südaustralien zwar als «least concern» eingestuft, was bedeutet, dass ihr Bestand stabil ist. In Neuseeland geht man jedoch davon aus, dass die Zahl der Pinguine entgegen dieser Einstufung zurückgeht – insbesondere an Standorten, an denen sie nicht geschützt sind.

Das macht die Oamaru Blue Penguin Colony so wichtig – denn hier hat die Zahl der Pinguine im Laufe der Zeit zugenommen. Als die Kolonie Anfang der 1990er-Jahre als Forschungsstätte eingerichtet wurde, pflanzten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nicht nur einheimische Gräser und Bäume in den ehemaligen Steinbruch, sondern zimmerten auch Holzkisten, in denen die Pinguine nisten können. Ohne diese Kisten würden die Pinguine in einer in den Boden oder in den Sand gegrabenen Höhle oder zwischen den Felsen nisten. Weil aber die Nistkästen nicht zusammenbrechen oder überflutet werden, wie es in der Natur der Fall ist, haben sie dort einen höheren Bruterfolg. Die Nistkästen sind eine der Massnahmen, die ergriffen wurden, um das Wachstum der Kolonie zu fördern. Und das hat sich ausgezahlt: Im Laufe der Jahre stieg die Zahl von 33 Brutpaaren im Jahr 1993 auf 279 Paare im Jahr 2022.

Trotzdem sind die kleinen Zwergpinguine von Oamaru nicht sicher. Der Klimawandel ist für sie eine grosse Bedrohung: Es wird erwartet, dass Stürme in den nächsten Jahren an Intensität und Häufigkeit zunehmen werden. Weil stürmisches Wetter die Nahrungssuche für die Pinguine sehr erschwert, könnten sich ihre Überlebensraten und Populationszahlen langfristig verschlechtern.

Philippa Agnew von der Oamaru Blue Penguin Colony ist traurig über die Schäden, die der Mensch dem Planeten und seinem Klima zufügt. Deshalb schätzt sie es, an Projekten wie Triggered by Motion teilzunehmen: Projekte, die Menschen aufklären und sie dazu ermutigen sollen, sich mehr um Wildtiere und Naturräume zu kümmern.